Religion

Weniger offensichtlich und im alltäglichen Straßenbild erkennbar als die Veränderungen der Gastronomielandschaft, jedoch umso gravierender stellt sich der auch durch die Zuwanderung eingetretene Wandel der religiösen Zusammensetzung der Stadtgesellschaft dar. Waren einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch über 60 Prozent der Nürnbergerinnen und Nürnberger evangelischen und gut 30 Prozent katholischen Glaubens, so gehören heute jeweils nur noch etwa 30 Prozent den beiden großen christlichen Kirchen an. Die Zahl der „Sonstigen“ stieg hingegen auf rund 40 Prozent– dazu gehören neben den Menschen, die überhaupt keiner Religionsgemeinschaft angehören, auch die Gläubigen anderer Weltreligionen.

Quelle: Einwohnermelderegister für die Stadt Nürnberg. Aufbereitung: Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth 2013.

Grafiken nach offiziellen Einwohnermeldedaten. Die Nürnberger Bevölkerung ist vielfältig, nicht nur bezüglich ihrer Herkunft, sondern auch hinsichtlich ihrer Religionszugehörigkeit. Die Statistiken zeigen, dass der Anteil der Katholiken unter den Einwohnern mit und ohne Migrationshintergrund ähnlich ist. Unter der Einwohnergruppe mit Migrationshintergrund sind deutlich weniger Protestanten vertreten, dafür jedoch mehr Anhänger anderer Religionsgemeinschaften oder Atheisten.

Quelle: Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth, Wohnungs- und Haushaltserhebung Leben in Nürnberg 2011. Aufbereitung: Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (StA) und Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg (KUF) 2013.

Die repräsentativen Ergebnisse der WoHaus-Befragung 2011 zeigen, dass die meisten Befragten der evangelischen Kirche (einschließlich der Freikirchen: 3273, 33%), keiner Religionsgemeinschaft (2777, 28%) oder der katholischen Kirche (2772, 28%) angehören. Anderen christlichen Kirchen gehören 387, muslimischen Religionsgemeinschaften 403 und anderen Religionsgemeinschaften 250 der 9861 von insgesamt 10130 Probanden an.

Unter Nürnberger Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund ist der Anteil an Atheisten gleich hoch wie unter Nürnbergerinnen und Nürnbergern mit deutschen Wurzeln und ohne Migrationshintergrund. Die Religionszugehörigkeit zum Islam macht in allen Gruppen nur einen kleinen Anteil aus, wobei auch die muslimischen Religionsgemeinschaften nochmals unterteilt werden können.

Stadtkarte der Religionen

Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel ebenso wie für religiöse Zwecke genutzte Räume in manchmal industriell geprägter Umgebung – sie alle finden sich in Nürnberg und zeigen, dass sich Religion als Grundbedürfnis zahlreicher Menschen auch in der zunächst fremden Stadt einen Weg gebahnt hat. Religion wird in Nürnberg unter sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen gelebt und bietet doch jeweils Heimat gemeinsam mit Gleichgesinnten.

Kartenquelle: OpenStreetMap, Lizenz CC-BY-SA 2.0

In Nürnberg existiert eine Vielzahl an religiösen Gemeinschaften, deren Standorte über die ganze Stadt verteilt sind.


Helmut Baier: Religionsentwicklung seit 1945

Helmut Baier dokumentiert umfassend diese durchaus dramatische und folgenreiche Entwicklung und beschließt seinen facettenreichen Überblick mit dem ebenso nüchternen wie treffenden Fazit, dass „in Nürnberg, der einstigen Stadt der Reformation, inzwischen eine Vielzahl von Glaubensgemeinschaften aller Weltreligionen beheimatet“ ist.

Beitrag des Katalogbandes „Dageblieben! Zuwanderung nach Nürnberg gestern und heute“ des Stadtarchivs.


Links

„Umgang mit religiöser Vielfalt – Handreichung für die kommunale Praxis.“ Empfehlungen des bundesweiten kommunalen Qualitätszirkels zur Integrationspolitik, 2012:
Download: Umgang mit religiöser Vielfalt – Handreichung für die kommunale Praxis

Aktivitäten der Lokalgruppe der WCRP, der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden, in Nürnberg:
www.wcrp-nuernberg.de